Geboren: 17. März 1981
Wohnort: De Lutte
Beruf: Profireiter und Ausbilder, Architekt

Drei Dinge braucht der Springreiter: Ein gutes Pferd, Kontrolle und pferdesportliches Wissen kombiniert mit reiterlichem Gefühl. Dann hat er die Chance auf Erfolg. Ich bilde seit vielen Jahren Pferde aus und immer wieder läuft es auf diese drei Säulen heraus, ob man Erfolg hat oder nicht. Wenn man ein gutes Pferd hat, aber man hat keine Kontrolle und denkt beim Reiten nicht nach, dann kommt man nicht von Sprung eins zu Sprung zwei.

Mit zehn Jahren habe ich mein erstes Pferd bekommen. Das war Papillon, sie war vier oder fünf Jahre als sie zu mir kam. 1996 bin ich mit ihr Dritter bei der holländischen Meisterschaft der Junioren geworden, ein Jahr später gehörten wir zum EM-Juniorenteam und haben Teamsilber geholt. Ich habe immer Pferde ausgebildet, das ist mein Ding.

Eigentlich hätte ich mit 23 aufhören können zu reiten. Ich hatte alles erreicht. Mit Joel bin ich 2002 bei den Weltreiterspielen dabei gewesen, damals war ich 21 Jahre alt. Dann war ich 2003 bei der EM am Start und 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen. Parallel dazu habe ich nach der Schule Architektur an der Fachhochschule studiert und kurz vor Olympia in Athen meinen Abschluss gemacht. Eigentlich wollte ich auch noch ein BWL-Studium an die Architektur hängen, aber da hatte ich schon Olympialuft geschnuppert und war praktisch im Sog des Sports. Mein Plan war, noch zu reiten bis ich 30 bin und dann als Architekt zu arbeiten. Aber es kam anders: 2004 lernte ich Pia-Luise kennen und so hat eine Frau aus Deutschland meinen Lebensweg in eine andere Richtung gelenkt. Wir hatten beide den Pferdevirus und alles andere hat sich ergeben. Wir haben angefangen, zusammen Pferde anzusehen und zu kaufen. Dabei waren wir nicht immer einer Meinung, aber wir hatten immer denselben Gedanken im Kopf: Junge Pferde kaufen und selbst ausbilden. Die Idee mit der eigenen Anlage ist langsam gewachsen und jetzt genießen wir unseren Stal Het Oosterbrook in De Lutte.

Meine Eltern waren immer große Pferdeliebhaber und mein Vater Jos hat zum Spaß auch ein bisschen selbst gezüchtet. Beruflich hat er Möbel produziert und Innenausstattung gemacht. Wir haben einen Stall und eine kleine Reithalle am Haus meiner Eltern und ich war als Junge immer wahnsinnig stolz, wenn ich schon den Traktor fahren durfte. So habe ich auch Joel ‚gefunden’. Ich war zehn Jahre und habe bei meinem Vater gebettelt, dass ich mit dem Traktor und dem Anhänger schon auf die Koppel fahren darf. Mein Vater wollte dann nachkommen und wir wollten unsere hochträchtige Stute nach Hause holen. Die Koppel war etwa 500 Meter von unserem Stall entfernt. Als ich auf der Koppel ankam, lag da ein kleines Bündel am Boden, sprang auf und rannte los. Ich war völlig baff, habe in meiner Aufregung ganz vergessen, dass ich den Traktor dabei hatte und bin die 500 Meter Vollgas nach Hause gelaufen. „Papa, Papa, das Fohlen ist schon da!“, habe ich gerufen. „Das ist gut“, hat mein Vater ganz ruhig geantwortet und sich noch eine Tasse Kaffee eingeschenkt. Das Fohlen war Joel!

Joel – das war ein Meilenstein in meiner reiterlichen Laufbahn. Mit ihm hatte ich ein Highlight nach dem anderen. Das ging los mit EM-Teamgold bei den Junioren 1998, damals war Joel gerade sieben Jahre alt. 1999 brachten wir zwei vierte Plätze von der EM mit nach Hause, 2000 waren wir bei den Jungen Reitern dabei und brachten zwei Silbermedaillen mit und 2001 war es Teambronze und Einzelgold. Das war absolut klasse! Und noch besser war, dass es gleich bei den Senioren so weiterging. Obwohl ich noch Junger Reiter war mit 21 Jahren, gehörte ich zur holländischen Equipe bei den Weltreiterspielen in Jerez 2002, bei der EM in Donaueschingen 2003 und in Athen 2004. Und das alles mit Joel!

2006 haben wir Joel in Rente geschickt und ich bin in ein Loch gefallen. Ich hatte kein Spitzenpferd mehr. Da wurde es dann auch zeitweise mit der Motivation etwas schwieriger. Ich hatte nicht mehr viel Lust auf den ganz großen Sport. Jedes Wochenende fährt man los, die Freunde feiern zu Hause Geburtstag oder andere Partys und man ist fast nie dabei. Das war und ist manchmal nicht ganz einfach, aber es ist das Leben, was ich mir ausgesucht habe, und ich würde es jederzeit wieder so machen. Nach Joel kam einige Zeit später Primeval Wings – mit ihm habe wieder ich tolle Erfolge gefeiert, auch wenn wir nicht bei Nationenpreisen oder Meisterschaften am Start waren. Und inzwischen habe ich wieder einige gute, selbst ausgebildete Pferde im Stall, zum Beispiel Andrea, Cash Junior und natürlich Primeval Dejavu, mit dem ich 2013 holländischer Meister geworden bin. Aber auch wenn ich durch und durch Pferdesportler bin, seit dem Sommer 2013 hat mein Leben einen neuen Mittelpunkt bekommen: am 15. Juli wurde Marlyse geboren!

Ich kann schon sagen, dass ich mit meinem Leben rundum zufrieden bin. Wenn ich mir eine klitzekleine Winzigkeit wünschen dürfte, wäre das ein ruhiger Abend mit Pia-Luise im Wohnzimmer bei uns auf der Couch. Das kommt viel zu selten vor. Obwohl, da fällt mir noch etwas ein: Ich würde gerne noch einmal ein Fohlen auf der Wiese finden, das zehn Jahre später mein bestes Pferd im Stall ist ☺